Die Mobilitätswende in Deutschland macht nur kleine Fortschritte. Aktuelle Messungen des Umweltbundesamtes zeigen, dass der Anteil des Verkehrssektors an den CO2-Emmissionen in Deutschland immer noch steigt. Der motorisierte Verkehr hat außerdem den größten Flächenverbrauch unter den Mobilitätsformen – ob im fahrenden oder parkenden Zustand.

Der öffentliche Raum ist daher zentraler Schauplatz der Mobilität einer Stadt.

Das Projekt Beweg Dein Quartier will Mobilität zunächst in zwei Testquartieren neu denken, Möglichkeitsräume eröffnen, neue Gewohnheiten etablieren und gemeinsam mit den Menschen vor Ort Projekte für eine bessere Mobilität der Zukunft und mehr Lebensqualität im Quartier entwickeln – und so zur Reduzierung der CO2-Emmissionen beitragen.

In zwei Quartieren der Städte Essen und Offenbach am Main – mit unterschiedlichen Ausgangslagen für die Mobilitätswende – erproben wir gemeinsam mit den Stadtverwaltungen zwei in dieser Form neue und innovative Beteiligungsansätze. Die Visionen für die Zukunft werden mit den Menschen vor Ort verhandelt – im Dialog und beim Ausprobieren.

Wir freuen uns sehr über den 1. Preis beim polis-award 2022 in der Kategorie Kommunikative Stadtgestaltung.
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Abschlussbericht:

Wie lässt sich die Mobilitätswende im Quartier co-kreativ gestalten?

Erfahrungen aus dem Projekt
»Beweg Dein Quartier«

Mit dem Abschlussbericht möchten wir Interessierte inspirieren und ermutigen, die Mobilitätswende co-kreativ anzugehen und lebenswerte Quartiere gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu entwickeln.
Der Abschlussbericht richtet sich sowohl an kommunale Verwaltungen und Politik als auch an Bottom-up-Initiativen, die einen mehrstufigen Beteiligungsprozess in Kombination mit einer Experimentierphase anstoßen wollen. Zur Nachahmung können einzelne Elemente und Lösungsansätze herausgegriffen und auch neu kombiniert und angepasst werden.

Warum
Beweg Dein Quartier?

Mobilität spielt eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der aktuellen Herausforderungen. Ihre zukunftsfähige Entwicklung scheint die Frage zu sein, die sich den Städten und Quartieren so drängend wie kaum eine andere stellt. Dabei ist die Zielsetzung meist klar: Kompakt, mobil, grün, durchmischt, lebenswert, barrierefrei und emissionsarm mit Platz für Begegnung und Miteinander. Der Weg dahin gestaltet sich schwierig. Etablierte Praktiken fehlen und Top-down-Strategien sind selten nachhaltig erfolgreich – hier setzt Beweg Dein Quartier an.

Das Mobilitätsverhalten der Nutzer*innen in Frage stellen und ihre Wahrnehmung des Quartiers in Erfahrung bringen und mittels neuer Angebote öffnen.

Gemeinsam mit den Bewohner*innen, Nutzer*innen, Stakeholder*innen und der Verwaltung Pläne zur mittel- und langfristigen Umgestaltung der urbanen Mobilität im Quartier entwickeln.

Das Thema Mobilität soll dabei nicht isoliert, sondern als integraler Bestandteil des Alltags betrachtet werden. Erfahrungen haben ergeben, dass so leichter Lösungen entwickelt werden, die von allen getragen werden.

Es geht also weniger um große Infrastrukturvorhaben, als den Dialog über Mobilität und die Veränderung des Mobilitätsverhaltens – für eine nachhaltige und von den Nutzer*innen getragene Transformation.

Auch andere Städte davon zu überzeugen, Mobilisierungs- und Beteiligungsprozesse mit dem Schwerpunktthema Mobilität in Quartieren anzustoßen.

 
 

Welche Ziele hat
Beweg Dein Quartier?

Wie ist der Zeitplan von
Beweg Dein Quartier?

Das Projekt ist im Juli 2020 in der Stadt Essen mit verschiedenen digitalen und analogen Formaten gestartet. 

Im Frühjahr 2021 ist das Projekt dann im Offenbacher Nordend gestartet. 

Um den Transfer der Ergebnisse in andere Städte zu stärken, gibt es einen Erfahrungsaustausch in Form einer Transferkonferenz. Dabei bringen wir  Interessengruppen, Politik und Verwaltung zusammen, um Erkenntnisse sowie „lessons learned“ aus den beiden Projektquartieren festzuhalten und sie mit eigenen Erfahrungen zu vergleichen. Die Konferenz fand am 17. Mai 2022 statt.

Beweg Dein Quartier wird im Rahmen des Programms Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) umgesetzt und finanziert. Koordiniert wird das Projekt vom Büro urbanista, das auf langjährige Erfahrung bei der Umsetzung partizipativer Stadtentwicklungsprojekte blicken kann und dem Centrum für Umweltmanagement, Ressourcen und Energie (CURE) an der Ruhr-Uni Bochum mit Expert*innen für Partizipation in Klima- und Infrastrukturfragen

Zwei Städte sind bei Beweg Dein Quartier als Praxispartnerinnen dabei – die Stadt Essen sowie die Stadt Offenbach. Daneben hat das Vorhaben bereits einige Kooperationspartner*innen ins Boot holen können, u. a. den Verkehrsclub Deutschland e. V., den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. und den Fuss e. V.

Wer steckt hinter
Beweg Dein Quartier?

Evaluation

Wir planen eine wissenschaftliche Evaluation und Begleitung der zwei Mobilisierungs- und Beteiligungsprozesse. Das Zusammenspiel aus Zielen, Prozess, Umfeld und Wirkungen wird integriert erfasst und bewertet.

Zunächst erarbeiten wir eine „dichte Beschreibung“ des Quartiers als Grundlage für die spätere integrierte Bewertung der Wirkungen und zur Planung und Umsetzung der Beteiligungsprozesse. Die Qualitäten der Beteiligungsprozesse werden durch Befragungen der Teilnehmer*innen erfasst. Die Analyse der Wirkungen der Beteiligungsprozesse erfolgt auf drei Ebenen: Wir erfassen die Veränderungen bei den Mobilitätsheld*innen im Quartier, die sich bereitgefunden haben, neue Mobilitätslösungen zu erproben. Wir untersuchen kurzfristige Wirkungen in Hinblick auf temporäre Interventionen. Schließlich erfassen und analysieren wir die Ergebnisse der Beteiligung im Hinblick auf die Qualität der geplanten, mittel- und langfristigen Maßnahmen zur Umgestaltung der Infrastrukturen in den Quartieren. Abschließend planen wir eine integrierte Bewertung des Gesamtprojektes, um Aussagen über das Zusammenwirken von Zielen, Prozess, Umfeld und Wirkungen zu machen.

Die Transferphase begann mit der Auswertung der Ergebnisse aus den beiden Beteiligungsprozessen in den Quartieren. Die Ergebnisse und Erfahrungen wurden auf ihre Übertragbarbarkeit auf andere Orte hin ausgewertet. Die Frage des Transfers in andere Städte wurde im folgenden Schritt weiter ausgearbeitet und verdichtet. Zunächst haben die VertreterInnen der beiden Partner-Kommunen ihre Erfahrungen ausgetauscht, um anschließend in strukturierten Workshops die Ergebnisse zusammen mit den LOI-Partnern (ADFC, VCD, Fuss e.V. und anderen ausgewählten AkteurInnen) Ideen und nächste Schritte für den Transfer auszuarbeiten (Transferkonferenz). Im Anschluss an das Projekt erfolgte außerdem – durch die Bereitstellung von Dokumentations- und Erfahrungsberichten sowie durch die Aufbereitung leicht verständlicher Anleitungen zur eigenen Umsetzung – ein modularer Transfer des Leuchtturmvorhabens in andere Städte und Gemeinden. Dabei haben wir wir auf die Netzwerke und Kontakte der LOI- und sonstiger Partner*innen zurückgegriffen.

Transferkonferenz